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Gesammelte Freuden

Einzigartige Museen in der Schweiz entdecken

Sammler sind glückliche Menschen. Jedenfalls hat der menschliche Sammel- und Jagdtrieb viele aussergewöhnliche Kollektionen geschaffen, die mit viel Herzblut gesammelt und gepflegt werden. Entlang der Voralpen-Express Linie, der schönsten Verbindung von Natur und Kultur, finden Sie viele spannende Sammlungen, die es sich lohnt zu besuchen.

Was sammeln Sie? Vermutlich sammelt jeder Mensch irgendwas. Und seien es auch «nur» immaterielle Dinge: Sporttreibende sammeln beispielsweise Marathons; Reisende mitunter Regionen oder Länder, die besucht wurden. Das Schöne am Sammeln ist, dass die Freude und Hingabe an ein Thema sich so gut mit anderen teilen lässt.

Mehr als 1100 Museen in der Schweiz dokumentieren das breite Spektrum der vielfältigen Sammelleidenschaften. Die Schweiz ist sogar das Land mit der höchsten Museumsdichte. So ist wenig erstaunlich, dass sich auch das weltweit einzige Baummuseum ebenfalls hier befindet, genau genommen in Rapperswil Jona.

Baummuseum, Rapperswil-Jona

Geschaffen hat das Museum Enzo Enea, der wohl bekannteste Schweizer Landschaftsarchitekt, der dadurch zum weltweit bekannten Bäumesammler wurde. Er hat in einem 75000 m2 grossen Park am Zürcher Obersee einen aussergewöhnlichen Ort für Naturliebende und Kunstinteressierte gestaltet. Und dabei seine Vision als Landschaftsarchitekt umgesetzt: Landschaft, Botanik, Architektur, Kunst und Design sind im Baummuseum sorgfältig kombiniert. In Eneas Museum stehen heute über 50 gerettete Bäume aus über 25 Arten – einige davon sind mehr als 100 Jahre alt. Sie erzeugen eine wohltuende Aura der Unvergänglichkeit. Weitere 100 Bäume und insgesamt über 3000 exklusive Gehölze ergänzen das Baummuseum im Park. Mit seinem Baummuseum straft Enzo Enea das Sprichwort Lügen, dass ein alter Baum nicht verpflanzt werden soll. Denn viele davon hat er schon umgesiedelt, auch mehr als 100 Jahre alte.

«Wer Bäume fällt, tötet Zeit ab. Eine 200-jährige Linde stösst gleich viel Sauerstoff aus wie 2000 neu gesetzte Bäume», sagte der Bäumesammler kürzlich in einem Interview und: «Zeit kann man nicht kaufen.» So wären auch die 150 Lebensjahre eines mächtigen Ahorns ausgelöscht worden, der beim Kongresshaus in Zürich abgeholzt werden sollte. Der zwölf Meter hohe Baum wurde von Enea ausgegraben, seine Wurzeln fachmännisch gekappt, bevor er mit einem Schwertransporter von Zürich nach Rapperswil Jona gebracht wurde.

Seit 2013 werden in der Parkanlage auch zeitgenössische Skulpturen anerkannter Künstlerinnen und Künstler ausgestellt. Deren Werke internationaler Gegenwartskunst ermöglichen imponierende Raum-, Farb- und Formerlebnisse. Die Bäume werden als raumbildende Objekte eingesetzt. Dies auf wertschätzende Art und Weise. Ihrer einzigartigen Ästhetik, Nachhaltigkeit, Geschichte und lebenswichtigen Funktion wird gebührend Respekt erwiesen. Das Projekt «Kunst im Baummuseum» lässt die traditionelle Verbindung von Natur und Kunst wieder aufleben, eine im 20. Jahrhundert fast verschwundene Tradition. «Es geht mir nicht um Dekoration, sondern um Integration», sagt Enzo Enea über sein leidenschaftliches Projekt. Die gezeigten Kunstwerke treten in einen subtilen Dialog mit der Gartenanlage und erweitern so das gesamtheitliche Gestaltungskonzept

Öffnungszeiten März bis Oktober: Montag bis Freitag 9 Uhr–18 Uhr Samstag 10 Uhr–17 Uhr

www.enea.ch

Anfahrt: mit dem Voralpen-Express oder der S-Bahn nach Rapperswil Jona, mit dem Bus 621 bis Haltestelle Buechstrasse West

Gameorama Interaktives Spielmuseum

Gamen, spielen, lernen

Diese Sammlung von mehr als 600 Brett- und Kartenspielen, Würfelspielen, Computergames und vielem mehr finden Sie nur 10 Minuten vom Bahnhof Luzern entfernt. Das einzige interaktive Spielmuseum der Schweiz ist seit seiner Gründung im Jahr 2020 ein Ort der Begegnung, der Bildung und natürlich des Spielens: Von Brett- und Würfelspielen über Computergames bis hin zu Spielkonsolen von Atari und Nintendo Switch – fast alles kann vor Ort ausprobiert werden. Das Spielmuseum kommt sowohl bei Gamerinnen und Gamern als auch bei Familien und Seniorinnen und Senioren gut an. Die Zahl der Besuchenden ist allerdings auf 40 Personen begrenzt, reservieren Sie also Ihr Zeitfenster im Voraus. Im Herbst 2023 vergrössert sich das «Gameorama» und zieht dann einige Hausnummern weiter in die ehemalige Post Hirschengraben. Aktuell präsentiert die Sonderausstellung «Star Wars» bis zum 1. September 2023 eine Auswahl der bekanntesten und beliebtesten Gesellschaftsspiele aus dem Star-Wars-Universum.

Gameorama Interaktives Spielmuseum Hirschengraben 41 Luzern www.gameorama.ch

Anfahrt: mit dem Voralpen-Express nach Luzern

DIORAMA Einsiedeln Mineraliensammlung, Einsiedeln

Millionen Jahre alt, leuchtend schön

Eine Sammlung von Mineralien entstanden aus der Begeisterung eines Bergsteigers, der alle Viertausender der Schweiz und viele weitere Gipfel weltweit bestiegen hat. Rund 1200 Mineralien und Fossilien sind das Resultat der Sammlertätigkeit des Arztes Dr. Adelrich Eberle aus Einsiedeln. Ein Drittel sind Schweizer Mineralien, die übrigen zwei Drittel stammen aus allen Erdteilen. Einen Schwerpunkt der Sammlung bildet der Quarz, welcher mit 150 Exemplaren – zum Teil mit aufgewachsenen und eingeschlossenen anderen Mineralien – vertreten ist. Ins Auge springen auch 50 farbenfrohe Achate sowie zu Kugeln und Eiern geschliffene Ziersteine. Kurze erläuternde Texte und Kristallmodelle vermitteln auch Anfängerinnen und Anfängern die grundlegenden mineralogischen Kenntnisse. Eine Besonderheit ist ein Fluoreszenzkabinett: Im ultravioletten Licht offenbaren Mineralien, die im Tageslicht eher unscheinbar daherkommen, eine phantastische, ungeahnte Farbenpracht.

DIORAMA Einsiedeln Mineraliensammlung Benzigerstrasse 23 Einsiedeln www.diorama.ch

Anfahrt: mit dem Voralpen-Express nach Rapperswil oder Biberbrugg, mit der S40 nach Einsiedeln

Erlebniswelt Toggenburg, Lichtensteig

Vier Sammlungen unter einem Dach

In Lichtensteig bringen gleich vier grossartige Sammlungen Augen zum Leuchten. Eine Eisenbahn-, eine Motorrad-, eine bäuerliche Arbeitsgerät- und eine Puppensammlung. Paul und Ludwig Weibel haben Europas grösste Spiel- und Hobbyeisenbahn in Spur 0 gebaut. Sie umfasst 1300 Meter Schienen, 50 Lokomotiven, 150 Personenwagen, 120 Güterwagen und vieles andere mehr. In der faszinierenden Anlage drehen bis zu 15 Züge gleichzeitig ihre Runden. Motorräder erfreuten sich im hügeligen Toggenburg grosser Beliebtheit. Der Sammler Sepp Schlumpf zeigt seine 50 Lieblings-Oldtimer-Motorräder. Spannende Einblicke in die Landwirtschaft vergangener Zeiten eröffnet seine zweite Sammlung, diejenige landwirtschaftlicher Arbeitsgeräte aus Grossvaters Zeiten. Die Sammlerin Elsa Walz (1913–2014) hat mit ihren Töchtern Puppen und Puppenstuben gesammelt und gepflegt. Deren Charme entzückt gleichermassen wie die Darstellungen der damaligen bürgerlichen Lebenskultur.

Erlebniswelt Toggenburg Thurstrasse 2 Lichtensteig www.erlebniswelttoggenburg.ch

Anfahrt: mit dem Voralpen-Express nach Wattwil, mit der S9 nach Lichtensteig

Open Art Museum im Lagerhaus, St. Gallen

Eine Sammlung mit anderem Fokus

Das «Open Art Museum» ist ein Kunstmuseum. Aber eines mit anderer Spezialisierung: Es sammelt und zeigt Art Brut, Outsider Art und Naive Kunst. Die im Open Art Museum gezeigten Werke stammen von Schöpferinnen und Schöpfern, die ihre inneren Bildwelten, Visionen und Kosmologien losgelöst von Akademismus und regulärem Kunstbetrieb entwickeln. Fast alle davon sind Autodidakten. Mit überraschender Sicherheit werden Ideen, Empfindungen und Sehnsüchte zu Papier gebracht, Welten aus den verschiedensten Materialien geformt und gebaut. Die individuelle Kunst voller Leben und Geschichten begeistert durch Vielseitigkeit, aussergewöhnliche Inhalte und grossen Erfindungsreichtum. Die aktuelle Ausstellung «Outsider Art unter dem Halbmond» zeigt 25 Künstlerinnen und Künstler, mehrheitlich aus dem Iran und Marokko sowie aus Syrien und aus der Türkei. Ein Schwerpunkt ist dem Werk der iranischen Künstlerin Samaneh Atef gewidmet, die 2020 wegen ihrer Kunst fliehen musste.

Open Art Museum im Lagerhaus Davidstrasse 44 St.Gallen www.openartmuseum.ch

Anfahrt: mit dem Voralpen-Express nach St.Gallen

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