Interview mit den Gasparin Schwestern
Das Trio als Rückgrat des Schweizer Frauen-Biathlons
Selina Gasparin hat als erste Schweizer Biathletin historische Siege im Biathlon-Weltcup und an den Olympischen Winterspielen erkämpft. Gemeinsam mit ihren zwei Schwestern Elisa und Aita ist die zweifache Mutter Teil der Gasparin Sisters. Das Trio ist das Rückgrat des Schweizer Frauen-Biathlons.
Was fasziniert Sie am Biathlon?
Biathlon kombiniert totale Verausgabung auf den Skiern mit der ruhigen Präzisionsarbeit am Schiessstand. Diese zwei Pole zu vereinbaren, ist die Herausforderung im Biathlon. Der Sport ist zudem spannend, weil bis zum Schluss offenbleibt, wer gewinnt.
Sie drei Schwestern sind Teil des Kaders von Swiss Ski. Ist das hilfreich oder manchmal schwierig?
Das ist sehr hilfreich. Wir trainieren oft und sind viel von zu Hause weg. Dann ist es schön, trotzdem im familiären Umfeld zu bleiben. Wir unterstützen einander, um unsere Ziele zu erreichen und Fortschritte zu erzielen. Wir stehen uns gegenseitig bei. Bei Erfolgen und auch, wenn es einmal nicht klappt.
Was hat Sie bewogen, sich voll und ganz diesem Sport zu widmen?
Selina: Ich lebe meinen Kindheitstraum und ich bin stolz, erste Schweizer Biathlon Olympionikin, erste Schweizer Biathlon-Weltcupsiegerin und Gewinnerin der ersten Schweizer Biathlon-Olympiamedaille zu sein. Elisa: Ich bin in den Sport eher hineingerutscht. Das hat meine Leidenschaft entfacht. Aita: Die zehn Jahre ältere Schwester Selina war und ist für mich ein Vorbild. Manchmal frage ich mich, ob wir mit Skiern auf die Welt gekommen sind – es ist aber nur so, dass uns unsere Eltern polysportiv erzogen haben. Seit Kleinkind jage ich meinen beiden Schwestern Selina und Elisa freudig hinterher.
Biathlon ist in der Schweiz zu einem Kult-Wintersport geworden.
Es steckt viel Herzblut und Pionierarbeit dahinter. Wir träumen davon, dass Kinder im Freundschaftsbuch unter Lieblingsberuf Biathlet/in schreiben.
Durch Ihre Erfolge haben Sie zur Publizität des Biathlons viel beigetragen. Sind Sie stolz darauf? Wir sind froh, dass man heute nicht mehr meint, Biathlon sei Radfahren und Fusslaufen. Natürlich sind wir stolz darauf. Auch darauf, dass wir einzeln und gemeinsam Biathlon-Geschichte geschrieben haben. Zum Beispiel waren wir als Schwestern vor zehn Jahren die erste Schweizer Damenstaffel im Weltcup.
Was sind Ihre wichtigsten Eigenschaften, die Ihnen helfen, erfolgreich zu sein?
Biathletinnen und Biathleten benötigen eine gehörige Portion Ehrgeiz, Disziplin, Leidenschaft und Geduld. Wir müssen Technik, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit im Rundkurs mit der Ruhe im Schiessstand kombinieren. Das verlangt körperliche und mentale Stärke. Zum Glück gelingt es uns oft, diesen Spannungsbogen zu meistern.
Biathlon spielt in Ihrem Leben eine zentrale Rolle. Wie vereinbaren Sie Training, Beruf und Familienleben?
Selina: Ich bräuchte mindestens sechs Hände, aber ich packe auch mit zweien oft ein 30-Stunden-Programm in einen 24-Stunden-Alltag. Es hilft enorm, dass mein Sport auch meine Familie ist und meine Familie Sport. Zudem haben wir drei Schwestern alle eine sportkompatible Anstellung bei der Eidgenössischen Zollverwaltung. Diese berufliche Tätigkeit erlaubt es uns, intensiv zu trainieren.
Was empfehlen Sie Frauen, die sportliche Spitzenleistungen erbringen wollen?
Lasst euch eure Leidenschaft den Weg weisen. Habt Vertrauen in euch selbst.