Arvenrelikte Porta Alpina

Descrizione

Das Val Medel ist sehr stark kulturlandschaftlich überprägt: Rodungen, Holz-bedarf für den Bergbau (Silberminen bei Fuorns) Alpwirtschaft und Weidgang haben den Wald zurückgedrängt. Ausserdem erschweren die zahlreichen Lawinenniedergänge das Wiederaufkommen des Waldes.

Die grossen Rodungen und die Urbarisierung der einst bewaldeten Landschaft reichen bis in die Jahrhunderte nach der Gründung des Klosters Disentis zurück. Sie wurden durch die Ansiedlung der Walser und die intensive Nutzung der Alpen verstärkt.

Im Mittelalter (etwa um 1200) übte der Fürstabt die Schutzherrschaft über die ganze Cadi aus und war zuständig für die Gerichtsbarkeit wie auch für die Verwaltung. Als Gegenleistung hatten die Medelser jährlich Holz zu schlagen und das Kloster mit Schindeln zu bedecken.

In tieferen Lagen verbuschen heute die Wiesen und Weiden und wachsen langsam ein. Dazwischen liegt ein Gürtel mit subalpinem Fichtenwald. Teilweise sind Lärchen beigemischt, welche durch die Beweidung stark gefördert wur-den. Die Wald- und Baumgrenze bildet im hinteren Teil des Tales und im Val Cristallina der Lärchen-Arvenwald. Auf Spezialstandorten finden sich Aufrechte Bergföhren, in Lawinenzügen Legföhren.

Anhand von Pollenanalysen aus Torfmooren konnte nachgewiesen werden, dass nach dem Rückzug der Gletscher die Tanne aus den süditalieni-schen Refugien vor etwa 8500 Jahren über den Lukmanierpass zurückgewan-dert ist und sich im Vorderrheintal, in anderen Kantonsteilen, in der Nord- und Zentralschweiz sowie in Süddeutschland ausgebreitet hat. Sie hat die vorher eingewanderten Arven und Lärchen in die höchsten Lagen ver-drängt, wo sie im Val Medel heute noch reliktisch vorkommen. Die Tanne wurde später in den höheren Lagen durch die Fichte verdrängt, welcher ih-rerseits auf den günstigeren Standorten tieferer Lagen die Buche gefolgt ist.

Bedeutungsvoll ist dabei der Lukmanier als Eintrittspforte (Porta Alpina) dank seiner tiefen Lage von nur 1916 m, im Vergleich zu San Bernardino (2065 m), Splügen (2115 m), Septimer (2310 m), Julier (2284 m), Albula (2312 m) und Flüela (2383 m). Die Tanne musste sich aber auf diesem Weg an die rauhen klimatischen Verhältnisse anpassen und büsste dabei einen Teil ihrer geneti-schen Flexibilität ein.

In der Zwischenzeit sind die ursprünglichen Verbreitungsgebiete der Tanne stark aufgesplittert worden. Die heutigen Vorkommen und Relikte in Grau-bünden haben deshalb eine Brückenfunktion beim Austausch genetischer In-formationen. Insbesondere im Zusammenhang mit der Klimaveränderung dürfte dieser Wert nicht zu unterschätzen sein.

Posizione
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