In Rothenthurm die Gedanken gleiten lassen
Das Paradies für Langläufer und Wanderer
Die Strecke des Voralpen-Express führt vorbei am Hochtal von Rothenthurm – der grössten zusammenhängenden Hochmoorfläche der Schweiz. Im Winter entpuppt sich die Moorlandschaft als Paradies für Langläufer und Wanderer. Wir begleiten unsere Mitarbeiterin Ramona Schwarzmann auf ihrem Ausflug.
Ich freue mich auf einen sonnigen, bewegungsreichen, aber auch gemütlichen «Genuss-Tag». Mit dabei: meine Langlaufski. Es ist ein kühler Morgen. Meine Nasenspitze ist mit Sicherheit schon leicht rot, denke ich mir. Noch wenige Minuten, bis der Zug in Herisau einfährt. Bald lehne ich mich im Voralpen-Express zurück, wärme meine Hände am Kaffee aus dem Bistro und geniesse die Fahrt.
Infrastruktur beim Loipenstart Nächster Halt Rothenthurm. Die Wegweiser am Bahnhof führen mich zur nahe gelegenen Garderobe unweit der Loipenhütte und zum Ausgangs- und Endpunkt der Rundloipe.
Wer die Ausrüstung mieten möchte – sei es Klassisch oder Skating –, probiert die Schuhe ind er Garderobe. Die Ski kann man direkt in der Loipenhütte beziehen – ganz praktisch also. Auch die Loipenpässe gibt es in der Loipenhütte beim Start. Eine Tageskarte kostet acht Franken. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre laufen in Rothenthurm gratis. Die Garderobe ist einfach gehalten und mit allem ausgestattet, was ein Wintersportler braucht. Für eine kleine Zwischenverpflegung stehen Snacks bereit. Was mich schmunzeln lässt, ist der «offene Geldkorb». Hier hat man Vertrauen in die Menschen. In mir erweckt das eine gelassene Stimmung, und ich fühle mich gut aufgehoben in der Moorlandschaft von Rothenthurm. Vom Startpunkt direkt am Bahnhof führen fünf Loipen von 3, 7, 11, 15 und 20 Kilometern Länge durch das Hochmoor. Ich habe mir vorgenommen, die 15-Kilometer-Runde zu laufen. Am Scheidepunkt angelangt, entscheide ich mich doch für die 20-Kilometer-Runde. Für die Loipe gilt generell: Je länger die Strecke, desto anspruchsvoller das Streckenprofil. Aber das ist auch für weniger geübte Läufer kein Problem. Es bestehen mehrere Möglichkeiten, die Strecke an gut markierten Stellen abzukürzen.
Geduld ist eine Tugend Wie in manchen Sportarten ist auch im Langlauf Geduld gefragt, bis die Technik sitzt und sich die Ausdauer aufbaut. Fakt ist: Ein guter Stil benötigt weniger Kraftaufwand. Als ein Mann mit englischem Akzent einen Ortsansässigen fragt, ob das Langlaufen mit der Zeit einfacher gehe, antwortet jener nur: «Übung macht den Meister.» Auf diesen flachen Loipen konzentriere ich mich auf einen guten Stil mit langer Gleitphase.
Bewusst geniessen Unterwegs gibt es eine nette Verpflegungsmöglichkeit im Steinstoss-Stübli. Ich betrachte die Aussicht auf die Ebene, während ich auf der Terrasse des Restaurants sitze, bestaune den wolkenfreien Himmel und geniesse die wärmenden Sonnenstrahlen. Nebenbei vertilge ich genussvoll einen Käsekuchen mit Salat. Mit gestilltem Hunger gleite ich weiter durch den Schnee. Die Monotonie der Bewegung erzeugt in mir eine Zufriedenheit. Gedanken kommen und gehen, aber ich halte an keinem fest. Ich geniesse, was ich gerade tue. Ich denke mir, dass ich mir dessen öfters bewusst sein sollte: dem, was ich tue, oder der Person, mit der ich gerade zusammen bin, die 100-prozentige Aufmerksamkeit zu schenken. Zurück in Rothenthurm, setze ich mich kurz auf die Bank und warte, bis der letzte Sonnenstrahl verschwindet. Danach begebe ich mich wieder zum Perron. Pünktlich rollt der Voralpen-Express ein. Das neue Rollmaterial ermöglicht ein einfaches Einsteigen und bietet Platz für die Ski.
Anfahrt: mit dem Voralpen-Express nach Rothenthurm