Geschichtliche Hintergründe zu Andermatt

Von der Vision zur Realität

Was in Andermatt vor sich geht, steht sinnbildlich für die ganze Schweiz. Vieles ist in Bewegung und muss neu gedacht werden. Erfolgreich ist, wer neue Angebote entwickelt. Veränderte Gewohnheiten, neue Erwartungen und die gesteigerte Mobilität lassen kein Ausruhen auf Altbewährtem zu. In vielen Ferienorten ist ein wirtschaftliches Überleben nur dank privaten Investoren möglich. Oftmals auch dank ausländischem Kapital. So geschehen auch in Andermatt, das sich vor Jahren, nach dem Wegzug des Militärs, neu erfinden musste. Ein Glücksfall für die Region, dass der ägyptische Tourismusunternehmer Samih Sawiris sich vor fünfzehn Jahren erstmals im Urserntal umsah und auf die Idee kam, mehrere hundert Millionen Franken in die Region zu investieren. Seine Vision: Andermatt wird zu einer Destination der Superlative. 42 Apartmenthäuser mit rund 500 Wohnungen, sechs Hotels im 4- und 5-Sterne-Bereich, 25 Villen, ein 18-Loch-Golfplatz und der Zusammenschluss mit Sedrun zu einer der grössten Ski-Arenen der Schweiz. Das Projekt stiess auf Begeisterung. In der entscheidenden Gemeindeversammlung im Jahre 2007 konnte sich Sawiris über eine Zustimmung von 96 Prozent freuen. Seither hat sich das ambitionierteste Tourismusprojekt in den Schweizer Alpen prächtig entwickelt. In Andermatt waren der Wandel und das Fremde schon immer Teil des Eigenen und die eigene Existenz damit verbunden. In seiner wechselvollen Geschichte musste sich Andermatt wiederholt mit grossen Veränderungen abfinden: Der Gotthard-Eisenbahntunnel brachte ab 1882 den Postkutschenverkehr praktisch zum Erliegen, Zehntausende von Passreisenden pro Jahr blieben auf einen Schlag weg. Andermatt erschloss sich neue Einnahmequellen. Der Ort entwickelte sich zum Luftkurort, zum Wintersportplatz, und dann kam das Militär und sicherte einen steten Mittelfluss. Heute ist das Militär weitgehend abgezogen. Rückt nun an die Stelle der Symbiose mit dem Militär eine Zweckheirat mit dem Luxus-Tourismus? Mit dem Sawiris-Resort besteht auf jeden Fall eine Andermatter Eigenheit fort, wie einzelne Einheimische bemerken: «Die Leute hier sind sehr aufs Geschäftliche fixiert. Früher wurden sie Passräuber genannt, weil sie den Reisenden das Geld abnahmen. Dann waren es das Militär und nun die Touristen.» Mittlerweile ist Andermatt in der Zukunft angekommen. Beim Dorfeingang steht das Radisson, umgeben von neuen Apartmenthäusern. Gleich neben dem Bahnhof türmt sich das «Chedi» und fügt sich erstaunlich gut in die Umgebung ein. Zu einem Treffpunkt des internationalen Jetsets hat sich Andermatt noch nicht gewandelt. Und doch sind die Unterschiede zu früher immens. Die Abwanderung hat abgenommen, längst fällige Investitionen wurden getätigt. Seit Beginn der Arbeiten am Projekt ist das mediale Interesse riesig. Kaum eine Zeitung, kaum eine TV-Station hat nicht über Sawiris’ Pläne berichtet. Das Selbstverständnis der Einheimischen wurde dadurch verändert. Man ist stolz auf Andermatt. Das weckt mitunter auch unternehmerischen Geist. Noch hat man die Chance, einen Beitrag zur gesuchten neuen Einzigartigkeit zu leisten.

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