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Interview mit Skilegende Bernhard Russi

Dreimal Gold und zweimal Silber an Weltmeisterschaften und Winterolympiaden

Bernhard Russi ist eine Skilegende. Er gewann als Skirennläufer und Abfahrtsspezialist dreimal Gold und zweimal Silber an Weltmeisterschaften und Winterolympiaden. Und machte sich zudem als Pisten Architekt und als TV-Experte im alpinen Skisport einen Namen. Bernhard Russi lebt an seinem Geburtsort in Andermatt.

Unabhängig vom Level des Könnens mit den Skiern die Verbindung von Andermatt nach Sedrun machen und dabei zwei Kulturen und die Veränderungen erleben.
Bernhard Russi - Skilegende

Man sagt, Sie stellen hohe Ansprüche an sich. Ist das der Grund für Ihren Erfolg?

Ich habe immer die Grenzen ausgelotet und wollte wissen, wie weit ich gehen kann, bis es nicht mehr funktioniert. Ich muss an die Grenzen gehen und sie suchen. Das ist die Essenz des Lebens für mich. Aber es braucht auch Talent, das ist sehr weitläufig. Meine Ziele waren im Schnee und im schnell Skifahren. Und das waren die richtigen Träume, weil ich zum Element Schnee die richtige Beziehung gehabt habe. Wenn der Traum gewesen wäre, ein schneller Schwimmer zu werden, wäre ich vermutlich nicht erfolgreich gewesen.

Macht Erfolg glücklich?

Man müsste sagen, Gesundheit ist Erfolg. Aber das ist nicht fair. Ja, in gewissen Momenten ist man glücklich. Erfolg bringt Zufriedenheit. Aber es gibt Momente, da ist man viel glücklicher. Bei der Geburt der eigenen Kinder zum Beispiel.

Sie sind sehr aktiv. Gibt es auch ruhige Momente?

Das gibt es sogar sehr wohl. Und das hat viel mit der Natur zu tun. Was hat der Schnee für einen Ton und was für einen Geschmack? Ich behaupte, der Schnee hat einen Geschmack. Ich schmecke ihn auch. Lernen, wie Stille tönt, das können wir hier oben. Ich habe Kraft und Konzentrationsfähigkeit auch in der Natur gefunden.

Was schätzen Sie am meisten an sich selbst?

Ich glaube, es hat mir gut getan im Leben, dass ich sehr anpassungsfähig bin. Und dass ich allem positiv entgegentrete, alles probiere und erleben will. Ich sehe das halbvolle Glas und nicht das halbleere Glas.

Hat sich Ihre Risikofreude im Alter verändert?

Meine Philosophie ist: «Du darfst nie im Leben aufhören, an die Grenzen zu gehen.» Die Grenzen verschieben sich von selbst. Heute ist das Limit hier und morgen an einem anderen Ort. Wenn ich im Vorfeld überlege, was ich noch erreichen kann, dann habe ich schon verloren. Ich gebe offen zu, ich habe die Startnummer immer noch nicht abgezogen. Aber man darf den ganzen Leistungssport nicht heroisieren. Dass er das Einzige ist. Eines meiner grossen Hobbys ist es, Piano zu spielen. Ich übe seit vier Jahren ein Stück von Beethoven, das ich immer noch nicht kann.

Wie gehen Sie mit Herausforderungen um?

Das Rezept beginnt beim Erfolg. Man muss sich im Moment des Erfolgs bewusst sein, dass der Misserfolg gleich um die Ecke ist. Diesbezüglich ist der Spitzensport eine gute Schule. Ich musste fünf Rennen fahren, um eines zu gewinnen. Wenn man im Wellental unten ist, dann sollte man sich an die Höhepunkte erinnern.

Haben Sie einen Wunsch zur Schweiz in 20 Jahren?

Wenn man nach vorne schaut, ist es auch wichtig, dass man zurückschaut. Wir sollten uns bewusst sein, dass das Glück nicht einfach da ist. Jeder sollte bereit sein, in seinem Bereich anzupacken und seinen Beitrag zu leisten.

Anfahrt: mit dem Treno Gottardo nach Göschenen, mit der Matterhorn Gotthard Bahn nach Andermatt

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