Volksbad St.Gallen
Beschreibung
Geschichte: Innert weniger Jahrzehnte hatten sich die Lebensgewohnheiten der Mehrheit der Bevölkerung, auch der Arbeiter und Arbeiterinnen, markant verändert: Statt wie früher ein paarmal pro Jahr werde nun einmal wöchentlich gebadet, vermerkte Spitalverwalter Ehrenzeller 1895. Um diesem Wandel Rechnung zu tragen, hatte St.Gallen 1895 mit dem Seewasserwerk Rietli in Goldach am Bodensee die Wasserversorgung sichergestellt. Der Stolz auf diese Pionierleistung findet bis heute Ausdruck im Broderbrunnen am Oberen Graben vor dem Multertor und der Stickereibörse. Architektur: In St.Gallen hatten um 1900 aber lediglich 18 Prozent aller Wohnungen ein eigenes Bad. Das Bedürfnis nach einer öffentlichen Badeanstalt war gegeben. Auf Betreiben des ärztlichen Vereins sowie von Arbeiterorganisationen (Grütliverein, Arbeiterunion) baute die Stadt 1904-06 nach Winterthur das zweite öffentliche Hallenbad der Schweiz, das neben einem Schwimmbecken auch über Wannenbäder verfügte. Bemerkenswert sind die Leitgedanken, die das mehrfach überarbeitete Bauprojekt des Stadtbaumeisters Albert Pfeiffer mitprägten: Das Volksbad sei zwar ein Zweckbau, aber der Aufenthalt müsse angenehm sein, daher verdiene es eine «schöne, gediegene Einrichtung». Dieser Anforderung wurde mit der ansprechenden räumlichen Gestaltung in sakralem Jugendstil sowie der skulpturale Schmuck von Henri Gisbert Geene Rechnung getragen. Heutige Nutzung: Das Volksbad wird noch heute als städtisches Hallenbad genutzt.