Erdmannlistein
Beschreibung
Der Erdmannlistein ist geheimnisvoll und rätselhaft. Leicht schwebt der mächtige obere Klotz auf den beiden Basissteinen. Wie konnte er mit seinem Gewicht von rund 60 Tonnen auf die 3-Punkt-Auflage gelangen? Im geomorphologischen Inventar des Kantons Aargau heisst es: «Der Erdmannlistein liegt auf dem Moränenkamm auf 455 m ü M. Es sind mässig vergneiste, weisse Granite aus dem Aarmassiv. Sechs grosse Blöcke messen je zwischen 5 m3 und 20 m3. Wenn auch eine rein zufällige Ablagerung durch den Gletschernicht völlig ausgeschlossen werden kann, erscheint die Anordnung durch Menschenhand wesentlich wahrscheinlicher: Die Lage auf der Moränenkuppe, die gute Passform des oberen auf denunteren Block, sowie das Herausragen der Komposition über die Moräne. Von andern, gesicherten Beispielen wissen wir, dass in prähistorischer Zeit auf uns unbekannte Art wesentlich schwerere Blöcke transportiert und aufgestellt wurden.
Die Sage:
Gleich drei erratische Blöcke (Bettlerstein, Erdmannlistein und Hühnerstein), von denen jedem zeitweilen die Rolle eines Kindersteiner zukam, liegen im Gemeindebann von Wohlen. Der bekannteste ist ohne Zweifel der Erdmannlistein. Der Sage nach sollen im freien Mittelraum der Steingruppe kleine Erdmännchen gehaust haben. Wer sie rief oder siebenmal mit angehaltenem Atem um den Stein herumlief, soll sie gegen ein kleines Entgelt an Kraut, Kohl oder Rüben tanzen gesehen haben. Eine solche Sage will es haben, dass jedem, der es wagte, den Stein zu behauen, die Erdmannli den Kopf abrissen.
Als zwei finstere Gesellen einst Steine in die Erdhöhle warfen, soll ein heftiges Stöhnen und Winseln zu vernehmen gewesen sein, wie man es noch jetzt nachts hören soll. Die Erdmännchen aber sind seit diesem Tag verschwunden. An Anziehungskraft hat der Erdmannlistein indessen nicht verloren. Er wird wohl für lange noch das beliebte Ziel von Kindergartenreisen, Heimattagen und Wanderungen bleiben.